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Ist eine Sprühdesinfektion sinnvoll und ein Ersatz zur Scheuer-Wisch-Methode?
Schon einmal vorab um diesbezüglich Missverständnisse zu vermeiden: eine Sprühdesinfektion kann definitiv nicht als vollwertiger Ersatz für eine korrekt angewendete Scheuer-Wisch Desinfektion gesehen werden!
Was spricht gegen eine Sprühdesinfektion?
Vor allem seit Corona werden Sprühdesinfektionen mit alkoholischen Mitteln als praktisch und schnell angesehen. Man besprüht einfach die Tastatur im Büro, die Arbeitsfläche, den Einkaufswagen oder ähnliches – und fertig ist im Auge des Laien die Desinfektion.
Doch so einfach wie gedacht ist das Ganze dann doch leider nicht ganz. Ohne nachträgliches Verteilen des Mittels durch Nachwischen mit einem ebenfalls mit Desinfektionsmittel behandelten Tuch kann eine lückenlose Abdeckung der gesamten Fläche schon aufgrund der gegebenen Verteilungsart nicht gewährleistet werden.
Zum einen findet durch den reinen Sprühprozess an sich (im Gegensatz zur Scheuer-Wisch-Desinfektion) keine gleichzeitige Reinigung der Oberflächen durch den mechanischen Prozess statt. Dadurch können unter nicht entfernten Biofilmen weiterhin Keime aktiv bleiben, die bei späterem Berühren erneut Ansteckungen auslösen könnten.
Zum anderen kann es durch den Sprühprozess, wie bereits oben angeschnitten, ohne ein zusätzliches Nachwischen mit einem ebenfalls mit Desinfektionsmittel versehenen Tuch, zu erheblichen Desinfektionslücken kommen. Das Flächendesinfektionsmittel verteilt sich nur tröpfchenweise und somit nicht flächendeckend.
Um eine 100%ige Abdeckung mit einer Sprühdesinfektion erreichen zu können, müsste ansonsten der zu behandelnde Bereich völlig mit der Substanz durchnässt werden. Dies ist dann aber weder sparsam noch bleibt es wie zuvor gedacht schnell. Auch wird spätestens jetzt das Naschwischen ohnehin nötig, da ansonsten alles „unter Wasser“ steht. Mit viel Pech verteilen Sie dabei dann auch noch die Keime, die sich zuvor erfolgreich unter vorhandenen Biofilmen “versteckt” haben könnten. Das bedeutet: Sie können keine vollständige Abtötung gewährleisten, da Sie nur nach-„gewischt“, aber nicht, wie eigentlich erforderlich, „gescheuert“ haben.
Das Zwischenfazit im Vergleich zur Scheuer Wisch Desinfektion: Sprühdesinfektion sinnvoll oder nicht?
Eine Scheuer-Wisch-Desinfektion ist weitaus gründlicher. Sie vermeidet bei fachgerechter Anwendung von vorneherein Desinfektionslücken durch die Verteilungs- und Auftragungsart. Verbunden mit der gleichzeitigen Reinigungsfunktion, ist die Wischdesinfektion sparsamer und somit auch weitaus kostengünstiger und ebenso schneller. Menschliche Fehler lassen wir hier einmal außer Acht. Das gilt insbesondere, wenn Sie gewährleisten möchten, bis auf wenige Ausnahmen auch alle Bereiche lückenlos abzudecken.
Zudem können Sie mit einer Scheuer-Wisch-Desinfektion bereits nach einer nicht vollständig getrockneten Vorreinigung beginnen. Die erhoffte Zeitersparnis bei der Sprühdesinfektion geht nämlich spätestens nach nasser Vorreinigung ebenfalls verloren. Dies liegt daran, dass Sie erst warten müssen, bis die Oberflächen wieder getrocknet sind. Trägt man diese zu früh auf, kann es ansonsten nämlich passieren, dass die gesprühte Flüssigkeit dadurch verdünnt wird und somit an Wirksamkeit verliert.
Was sind weitere Nachteile einer Sprühdesinfektion?
Das Sprühen hat noch weitere Nachteile und Gefahren, die vielen so gar nicht bewusst sind:
Zum einen kann die Sprühdesinfektion bei falscher Anwendung zu Schleimhautreizungen und/oder allergischen Reaktionen führen. Hier ist insbesondere bei aldehydhaltigen Produkten Vorsicht geboten.
Zum anderen stehen manche Reinigungs- und Desinfektionsmittel inzwischen in Verdacht, bei regelmäßigem Einatmen sogar potentiell krebserregend zu sein. Durch den feinen Nebel während des Sprühens verteilt sich das Mittel auch in der Atemluft. Das bedeutet: bei Arbeiten mit einer Sprühdesinfektion ist es immer ratsam, zum Eigenschutz zumindest einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Zudem sind Sprühdesinfektionen auf Alkohol-Basis aufgrund ihrer Entzündlichkeit nur für kleine Flächen geeignet, da ansonsten die Brandgefahr immens ansteigt und man alle elektronischen Geräte und andere potentielle Zündquellen vorher ausschalten und/oder entfernen muss.
Ist eine Sprühdesinfektion verboten?
Verboten ist die Sprühdesinfektion nicht. Gemäß RKI-Angaben ist einer mechanischen Scheuer-Wisch-Desinfektion im Rahmen von Flächendesinfektionen jedoch der Vorzug zu geben. Die Österreichische Gesellschaft für Sterilgutversorgung (ÖGSV) kommt zu dem Ergebnis, dass eine Sprühdesinfektion “nur für solche Zwecke eingesetzt werden sollte, bei denen eine andere Methode (Wischen oder Einlegen) nicht möglich ist” (wenn überhaupt!).
Wann ist eine Sprühdesinfektion dennoch sinnvoll?
Es gibt schwer erreichbare, kleine Flächen, Kanten und Vertiefungen (z.B. an Türklinken, Inventar, Telefonhörern, Gerätschaften u.ä.). Im Gegensatz zu einem Wischtuch können Sie solche Stellen durch eine Sprühdesinfektion erreichen.
An solchen Stellen ist das Sprühen eine sinnvolle Ergänzung zur Wischdesinfektion, allerdings kein Ersatz.
Auch hier stellt sich allerdings ein Problem dar. Je nach Größe und Erreichbarkeit oder der Sensibilität der Elektronik kann eine einfache Sprühdesinfektion trotzdem Lücken aufweisen und nicht alles 100% erreichen. Der Aktionsradius ist hier für Sie als Anwender*in ebenfalls begrenzt.
Einen Ausweg v. a. für den professionellen Bereich (wie z.B. bei verwinkelten Rettungswägen mit sensibler Elektronik oder Laboren etc.) stellt hier die automatisierte, aerogene Raum- Luft- und Flächendesinfetkion gemäß DIN EN 17272 dar.
Das Dekontaminationssystem von DIOP basierend auf Kaltvernebelung von Wasserstoffperoxid) erreicht so lückenlos jeden kleinsten Winkelt des Raumes. Allerdings muss bei den meisten dieser Verfahren während der Anwendung der zu behandelnde Raum verlassen werden. Wenn danach nichts anderes als feinster Nebel als Sauerstoff rückstandsfrei verdunstet, ist dies gesundheitlich unbedenklich.
Was muss ich bei einer Sprühdesinfektion zu beachten?
- nicht in die Luft, sondern nur auf die Vorgesehene Fläche sprühen – zur Luftdesinfektion ist diese Methode nicht geeignet!
- die Fläche aus geringem Abstand gezielt ansprühen. Wasserstoffperoxid zum Beispiel aus 30 cm Entfernung
- nicht zu fein zerstäuben und aus bereits oben erwähnten Gründen nachwischen (Desinfektionslücken)
- keine aldehydhaltigen Produkte (Formaldehyd, Glyoxal und Glutaral) versprühen, um das Allergierisiko zu minimieren
- alkoholische Mittel eignen sich nur für kleine Flächen – wegen der Brandgefahr nicht großflächig sprühen, Zündquellen meiden und elektrische Geräte vorher ausschalten oder sogar entfernen!
- nasse Flächen nicht sprühdesinfizieren – das Desinfektionsmittel wird dadurch verdünnt und seine Wirkung wird somit vermindert
Wie mache ich es mir also leichter und vermeide alle Risiken?
Bei glatten Oberflächen empfiehlt es sich, das alkoholische Mittel einfach gleich direkt auf ein geeignetes Tuch aufzutragen und die zu desinfizierende Fläche damit abzuwischen.
Ein sauberes Microfasertuch kann mit Ihrer Schnelldesinfektionslöschung aus der gekauften Spritzflasche zum Wischen gut angefeuchtet werden. Oder Sie benetzen zunächst die Fläche direkt und wischdesinfizieren danach gründlich mit einem Desinfektionsmittel-befeuchteten Tuch.
Wenn Sie die Flasche öffnen, um das Mittel auf das Tuch aufzutragen, vermeiden sie zudem auch den feinen Sprühnebel, der eingeatmet werden kann. Am besten kaufen sie künftig nur noch Desinfektionstücher oder Desinfektionslösungen, die zum Wischen gedacht sind. Nicht explizit zum Sprühen.