Wird zunehmend zum Problem: Acinetobacter baumannii
Im Dezember 2014 wurde im Kieler Universitätsklinikum (UKSH) ein Ausbruch des antibiotikaresistenten Bakteriums Acinetobacter baumannii festgestellt. Bei 31 Patienten konnte der Problemkeim nachgewiesen werden. Zwölf der infizierten Patienten sind gestorben, bei dreien kommt als Todesursache der Keim in Frage.
Das gefährliche an dem in Kiel gefundenem Keim, ist die hohe Resistenz. Das Bakterium wird den 4MRGN (multiresistente gramnegative Erreger) zugeordnet, demnach ist es gegen alle vier Antibiotikagruppen (Acylureidopenicilline, Cephalosporine der 3./4. Generation, Fluorchinolone und Carbapeneme) resistent und eine Therapie damit nicht mehr möglich.
Zunehmende Resistenzentwicklung
Der Umweltkeim A. baumannii kommt im Wasser, im Boden und auf Pflanzen, sowie auf der Haut von Mensch und Tier vor. Das Bakterium kann Harn-, Wund- und Atemwegsinfektionen auslösen und wird oftmals nosokomial übertragen.
Er bildet Biofilme und kann wochenlang ausgetrocknet auf Oberflächen überleben, so z. B. auf Beatmungsgeräten oder auch Computertastaturen. Auf der menschlichen Haut ist er eigentlich nicht lange überlebensfähig, die hauttypischen Bakterien schaffen ein Milieu, in dem sich der Erreger nicht besonders wohl fühlt. Bei gestörter Hautflora allerdings, durch mehrere Antibiotika-Therapien beispielsweise, oder bei geschädigter Haut durch Wunden, findet schnell eine Besiedlung statt. Somit sind längere stationäre Aufenthalte und schwere Grunderkrankungen ein Risikofaktor.
Es wird davon ausgegangen, dass sich bei 20 bis 55% der mit A. baumannii besiedelten Patienten, auch eine Infektion manifestiert. Die Sterberate, vor allem Septikämien mit Carbapenem-resistenten Stämmen, betragen z. T. 40 Prozent.
Weltweit gehen circa neun Prozent aller Infektionen auf Intensivstationen auf Acinetobacter spp zurück. Die Infektionsquoten sind in Osteuropa und Asien mit 17 bis 19 Prozent besonders hoch. Die Prävalenz für Acinetobacter bei Pneumonien auf Intensivstationen in Deutschland liegt bei zwei Prozent.
Hygienemaßnahmen bei Acinetobacter baumannii
Die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) hat Informationen unter “Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen” zusammengestellt.
Demnach sind mit 4MRGN A. baumannii besiedelte und infizierte Patienten zu isolieren, sowie Patienten nahe Flächen und Fußböden täglich zu desinfizieren. Zusätzlich sollen Screenings für Patienten mit Risiko einer Besiedlung durchgeführt werden.