Screening auf Enterokokken, ESBL-Bildner und C.difficile sinnvoll?
Sollten Patienten bei Aufnahme auf Intensivstationen vorsorglich auf Erreger wie Enterokokken, ESBL-bildende gramnegative Stäbchenbakterien und Clostridium difficile gescreent werden?
Mit dieser Frage haben sich schweizer Hygieniker um Dr. Jan Sidler von der Abteilung für Infektionskrankheiten und Krankenhausepidemiologie des Baselers Universitätsklinikum im Anschluss auf eine Literatur-Recherche beschäftigt. Die Recherche befasste sich mit der Epidemiologie dieser Erreger und geeigneteten Hygienemaßnahmen. Die Daten wurden aus medizinischen Datenbanken bis ins Jahr 2013 bezogen.
Kurzansicht der Ergebnisse
Enterokokken und VRE (Vancomycin-resistente Enterokokken)
Enterokokken sind grampositive, anaerobe Bakterien und Ursache von Harnwegsinfektionen, Sepsen und Endokarditiden. Sie sind bekannte Erreger schwerer nosokomialen Infektionen.
- Nosokomiale Infektionen durch Enterokokken (Aufzeichnungen aus den USA seit 2000)
- Auf Intensivstationen erworbene Infektionen: 12%
- Venenkatheter-assoziierte Infektionen: 16%
- Harnwegskatheter-assoziierte Harnwegsinfektionen: 15%
- Der VRE- Anteil beläuft sich in den USA auf fast 50% (47,8%)
Laut ECDC (European Centrs for Disease Control) verhält sich der VRE-Anteil in Westeuropa, mit starken regionalen Schwankungen, bei 31%.
Es wurden hierzu 30 internationale Studien (seit 1996) ausgewertet, in denen die Häufigkeiten von:
- VRE-Kolonisationen bei Krankenhausaufnahme (USA: 9 – 42%, sehr niedrig sind Argentinien (0,7%) und Australien (0,6%)
- erworbenen VRE-Kolonisationen während des Krankenhausaufenthaltes (Brasilien 32,6%, USA 41,4%)
- einer invasiven Infektion
ESBL-bildende gramnegative Stäbchenbakterien
ESBL (Extended-Spectrum-Betalaktamase) sind Enzyme, welche von Bakterien gebildet werden und Betalaktam-haltige Antibiotika spalten können. Sie verursachen Resistenzen gegen Drittgenerations-Cephalosporine und Monobaktame. International sind 130 verschiedene genetische typen bekannt, in Europa ist hauptsächlich CTX-M-15 verbreitet.
- Vor allem in Südamerika und dem Fernen Osten finden sich hohe Raten an ESBL-bildenden Klebsiellen bei Intensivpatienten (22 – 44% der isolierten Klebsiella-Stämme)
- USA hingegen 7,5% (2007)
- Europa stark variierend mit 0 (Rumänien) und 38 – 74% (Bulgarien) (2013)
- Patienten bei Aufnahme auf Intensivstationen in den USA 2,2%
- Die Inzidenz invasiver Infektionen durch ESBL-Bildner bei im Vorfeld Kolonisierten Patienten ist 20-fach höher (0,6 gegen 24,8%)
Clostridium difficile
Der grampositive und anaerobe Clostridium difficile ist ein endosporenbildendes Stäbchenbakterium. In asiatischen Ländern sind Ribotypen 017 und 018 prävalent, in westlichen Ländern hingegen, 027 und 028.
- Von insgesamt 5 Studien aus den USA und 2 aus England (2007 – 2013) kam man zu den Ergebnissen, dass
- 0,5 – 6,6% Intensivpatienten an C. difficile erkrankt (CDI), die damit assoziierte Sterblichkeit lag bei 19,7 – 33,9% (Anmerkung dazu: Bei den Patienten lagen Risikofaktoren wie hohes Alter, langer Krankenhausaufenthalt etc. vor. Von daher kann man die Ergebnisse als Resultat eines insgesamt kritischen Krankenhausaufenthaltes ansehen.)
Wie sinnvoll ist also ein Screening?
Die Autoren halten ein Screening bei Erregern wie Enterokokken, ESBL-bildende gramnegative Stäbchenbakterien und Clostridium difficile für nicht sinnvoll. Die Basis-Besiedlungsraten sind gegenüber MRSA viel zu niedrig.